50 Jahre Neokatechumenat in Österreich

Der Neokatechumenale Weg feiert im Dezember 2024 sein 50-jähriges Bestehen in Österreich. Auch in der Pfarre St. Christoph sind zwei Gemeinschaften beheimatet. Aus diesem Anlass erschien am 3.12.24 ein anschaulicher Artikel auf der Webseite der Erzdiözese Wien, den wir hier im Wortlaut wiedergeben:

Kardinal Christoph Schönborn hebt in seinem Grußwort zum 50-jährigen Jubiläum die besonderen Früchte des Neokatechumenalen Weges hervor: „Zahlreich sind die Früchte, die ich selbst bei vielen Treffen mit den neokatechumenalen Gemeinschaften gesehen habe und für die ich Gott danke.“ Besonders betont er den Einsatz der Bewegung für die Weitergabe des Glaubens, ihre missionarische Ausrichtung und die Vielzahl an Berufungen zum Priester- und Ordensleben.

Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der Festgottesdienst im Wiener Stephansdom am 11. Dezember 2024, bei dem Mitglieder aus ganz Österreich zusammenkommen, um die Vitalität ihres Glaubens in einer herausfordernden Zeit zu feiern.

Die Anfänge des Neokatechumenalen Weges

Der Neokatechumenale Weg wurde 1964 in den Slums von Madrid durch Kiko Argüello und Carmen Hernández gegründet. Inspiriert von den Herausforderungen der Ärmsten und der Erneuerung des Zweiten Vatikanischen Konzils, entwickelten sie ein Modell der Glaubenserziehung, das auf den Praktiken der frühen Kirche basiert. Drei zentrale Säulen prägen diesen Ansatz:

  1. Wort Gottes
  2. Liturgie
  3. Gemeinschaft

Ziel des Weges war es, die Menschen in ihrem Glauben zu stärken und eine authentische christliche Lebensweise zu fördern.

In Österreich begann die Geschichte des Neokatechumenalen Weges 1974 in der Wiener Pfarre Döbling-St. Paul, wo die erste Gemeinschaft gegründet wurde. Seither hat sich die Bewegung in mehreren Diözesen etabliert, darunter Wien, St. Pölten, Linz, Salzburg, Graz, Klagenfurt und Innsbruck. Heute gibt es in Österreich insgesamt 56 Gemeinschaften, die sowohl deutschsprachig als auch in polnischer, spanischer und kroatischer Sprache aktiv sind.

Die wachsende Verbreitung zeigt, dass der Neokatechumenale Weg eine Antwort auf die Herausforderungen der modernen Gesellschaft bietet. Kleine Gemeinschaften ermöglichen es den Mitgliedern, ihren Glauben in einer unterstützenden und familiären Atmosphäre zu leben. Besonders Menschen, die in einer zunehmend säkularisierten Welt nach spirituellem Halt suchen, empfinden diese Struktur als hilfreich.

Weltweite Bedeutung und Strukturen

Die globale Präsenz des Neokatechumenalen Weges ist beeindruckend. Mit über 21.000 Gemeinschaften in 6.300 Pfarreien auf der ganzen Welt bietet die Bewegung eine Plattform für Menschen aller Altersgruppen und sozialer Hintergründe, ihren Glauben zu vertiefen. Der Neokatechumenale Weg richtet sich nicht nur an praktizierende Katholiken, sondern auch an Fernstehende und Ungetaufte, die den christlichen Glauben entdecken möchten.

Ein besonderer Fokus liegt auf der missionarischen Ausrichtung, die durch mehrere Initiativen unterstützt wird:

  • Missio ad Gentes: Priester und Familien werden in Regionen entsandt, in denen die Kirche schwach oder nicht präsent ist, um dort als lebendige Gemeinschaft Zeugnis zu geben.
  • Familien in Mission: Ehepaare und ihre Kinder ziehen in entchristlichte Gebiete, um den Glauben durch ihre Lebensweise zu verkünden.
  • Itineranten-Katechisten: Priester und Laien reisen, um neue Gemeinschaften zu gründen und zu betreuen.

Eine zentrale Rolle spielen die Priesterseminare Redemptoris Mater, von denen es weltweit über 120 Standorte gibt. Diese Seminare bilden Priester aus, die sowohl in ihren Diözesen als auch in der Mission tätig sein können. In Österreich wurde das Seminar Redemptoris Mater 1995 in Wien-Ober St. Veit gegründet. Bis heute wurden dort 42 Seminaristen zu Priestern geweiht, die sowohl in österreichischen Pfarren als auch international wirken. Derzeit befinden sich 17 Seminaristen in Ausbildung.

Die Ziele des Neokatechumenalen Weges

Der Neokatechumenale Weg versteht sich als ein Instrument zur Vertiefung des Glaubens und zur Unterstützung der Neuevangelisierung. Er richtet sich sowohl an Getaufte, die ihre Beziehung zu Gott stärken möchten, als auch an Menschen, die sich auf die Taufe vorbereiten.

Die Gemeinschaften schaffen einen Raum, in dem Mitglieder:

  • die Bibel lesen,
  • die Eucharistie feiern,
  • ihre Lebensgeschichten im Licht des Glaubens reflektieren können.

Dieser Ansatz hilft den Mitgliedern, ihre persönliche „Heilsgeschichte“ besser zu verstehen. Ein zentrales Ziel ist es, die ursprüngliche Bedeutung der Taufe wiederzuentdecken. Die Mitglieder durchlaufen ein Itinerarium der christlichen Bildung, das an den Katechumenat der frühen Kirche angelehnt ist. Dabei wird die Verbindung zwischen persönlichem Glauben und kirchlicher Gemeinschaft gestärkt.

Der Neokatechumenale Weg versteht sich nicht als Alternative zur Pfarrei, sondern als Ergänzung, die innerhalb der Pfarrgemeinden wirkt und diese bereichert.

Ein Weg mit Unterstützung der Kirche

Der Neokatechumenale Weg genießt seit seiner Gründung die Unterstützung der katholischen Kirche. Bereits 1974 bezeichnete Papst Paul VI. ihn als eine „Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils“. Auch die nachfolgenden Päpste – Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus – würdigten die Bewegung wiederholt. Papst Franziskus nannte den Weg ein „großes Geschenk Gottes für die Kirche unserer Zeit“.

2008 erfolgte die endgültige Anerkennung durch den Vatikan mit der Genehmigung der Statuten. Diese Regelungen sichern die Einheit mit der Kirche und stellen sicher, dass die Bewegung innerhalb der kirchlichen Strukturen tätig ist.

Ein Weg in die Zukunft

Der Neokatechumenale Weg ist ein lebendiger Bestandteil der katholischen Kirche in Österreich und weltweit. Mit seiner missionarischen Ausrichtung, seinen kleinen Gemeinschaften und seiner tiefen Verwurzelung im Evangelium bietet er eine Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Für all jene, die ihren Glauben vertiefen oder neu entdecken möchten, bleibt der Weg ein wertvolles Angebot.

Weitere Informationen finden Sie auf den offiziellen Seiten:
neokatechumenalerweg.org
rmwien.at

Quelle: https://www.erzdioezese-wien.at/site/home/nachrichten/article/125519.html