Wort der Woche

5. Oktober 2025

Rom-Serie Teil 3: Die Baugeschichte des Petersdoms

Bei einem Gebäude ist es wie bei einer menschlichen Person: Auf den ersten Blick sieht man das derzeitige Erscheinungsbild, macht sich unbewusst oder bewusst den einen oder anderen Gedanken, ist erfreut, beeindruckt oder reagiert ablehnend. Bei jedem Gebäude, das nicht nagelneu ist, gibt es verschiedene Bauphasen, Ergänzungen, Risse und Reparaturen. So ist es auch im menschlichen Leben: Hinter dem Jetztstand steht eine ganze Geschichte, die man auf den ersten Blick nicht erkennt, aber die die Person prägt und das heutige Erscheinungsbild hervorgebracht hat. Offensichtlich ist das bei Unfällen oder Krankheiten, die uns verändern, aber auch bei freudigen oder leidvollen Ereignissen, wie dem Tod eines nahen Angehörigen. Mehr noch als bei den Gebäuden ist es beim Menschen wertvoll, in die Tiefe zu gehen, einander kennenzulernen und damit auch besser zu verstehen. Wie ist das mit einer mir unbekannten Bewohnerin eines Seniorenheims zum Beispiel? Welche Erfahrungen prägen einen Migranten aus dem Heimatland oder von der Flucht? Welche Bauphasen und Brüche hat mein Kollege?

Der Petersdom in Rom hat eine lange und ereignisreiche Geschichte, die sein jetziges Antlitz und seine „Seele“ geformt haben. Begonnen hat es mit einem römischen Zirkus nahe den vatikanischen Hügeln, der unter anderen von Kaiser Nero für seine Darbietungen genutzt wurde. In ebenjenem Zirkus wurde der hl. Petrus gekreuzigt und danach auf einem Friedhof in unmittelbarer Nähe begraben. Vor einigen Jahren wurde in einem sensationellen archäologischen Fund dieser römische Friedhof ausgegraben! Er befindet sich genau unter dem Petersdom, dessen unteres Stockwerk noch Reste der großen Basilika enthält, die Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert hatte bauen lassen. In der Renaissance wurde der Dom mächtig verschönert, mit den besten Künstlern seiner Zeit. Doch das Wichtigste ist: Seit Jahrhunderten beten dort Menschen und so ist er durchwirkt mit dem Heiligen Geist! Treten wir ein und staunend beten wir Gott an.

Kaplan Clemens

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